S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Freitag, den 20.06.2025 um 10.30 UTC Am Montag Schwergewitterlage, ab Dienstag unbeständige Westlage. __________________________________________________________ Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 27.06.2025 Zu Begin des Mittelfristzeitraums am Montag verabschiedet sich das hochsommerlich heiße Hochdruckwetter mit Getöse. Vom Atlantik her nähert sich ein ausgeprägter Langwellentrog, der sich ausgehend von Grönland über Island mit einem zugehörigem hochreichenden Tiefdruckkomplex über Groß Britannien bis nach Frankreich erstreckt. Auf dessen Vorderseite werden heiße (850 hPa Temperaturen um 20 Grad) und feuchte Luftmassen nach Deutschland geführt. Die am Wochenende vorherrschende Antizyklone wölbt sich nach Skandinavien auf und verlagert sich rasch ostwärts. Bereits in der Nacht zu Montag greift die Kaltfront des Tiefdruckkomplexes auf Norddeutschland über und verlagert sich rasch ostwärts. Montag 12 UTC liegt die Kaltfront von Basel bis nach Greifswald quasi diagonal über Deutschland. Vorlaufend zur Frontalzone hat sich in der schwül-heißen Luftmasse eine Konvergenz/Tiefdruckrinne etabliert, in der bei PPWs um 40 mm und MU-CAPE Werten zwischen 1500 und 2500 J/Kg durchaus schwere Gewitter entstehen können. Auch die recht starke Scherung spricht für eine unwetterträchtige Gewitterlage in der Südosthälfte von Deutschland. Hinter der Frontalzone setzt rasch KLA ein und die Luftmasse stabilisiert sich rasch. Jedoch verschärft sich mit Annäherung des Troges/Tiefdruckkomplexes der Druckgradient, so dass es vor allem in der Nordhälfte verbreitet zu Windböen und stürmischen Böen aus West bis Nordwest kommt. In Nordseenähe indes sind im direkten Einflussbereich der höhenkältesten Luft des Troges (Höhentiefs) weiterhin Schauer und Gewitter wahrscheinlich, die evtl. auch mit schweren Sturmböen einhergehen könnten. Abends bzw. in der Nacht zu Dienstag kann der Trog auf Mitteleuropa übergreifen und die Kaltfront zieht nach Ost bzw. Sodosteuropa ab. Am Alpenrand hält sich am längsten die zu gewitterneigende Luft, spätestens in der zweiten Nachthälfte soll nach IFS auch dort die Luftmasse durch deutlich kühlere und trocknere Luft ausgetauscht sein. Weiterhin lässt mit dem Tagesgang der starke bis stürmische Wind nach. Am Dienstag verlagert sich das Höhentief in Richtung Finnland, wobei sich auf dessen Rückseite eine wechselhafte Westanströmung einstellt, bei der es entlang einigen schwachen Drängungszonen zu etwas Regen kommt. Mit dem Tagesgang und der Nähe zum Höhentief frischt der Wind im Nordosten stark böig auf. Nach Süden zu herrscht weiterhin schwacher Hochdruckeinfluss, dort bleibt es meist heiter und trocken. Vom Atlantik her nähert sich ausgehend von einer kleinen Störung über dem Atlantik ein neues Frontensystem im Tagesverlauf Europa an. Damit gelangen wieder etwas mildere Luftmassen nach Deutschland und es kann von Westen her auch etwas regnen. In der Nacht zu Mittwoch verlagert sich das Frontensystem unter Abschwächung ostwärts, jedoch nähert sich vom Atlantik her ein neuer Langwellentrog Europa an. Am Mittwoch wölbt sich auf der Vorderseite des atlantischen Langwellentrogs ein Keil in Richtung europäischen Nordmeer auf. Über der Mitte Deutschlands liegt aber noch die schwache Frontalzone die zunehmend unter Absinken gerät. Sie sorgt anfangs für etwas Regen und starke Bewölkung. Mit Annäherung des Troges gelangen nun mit einer südwestlichen Anströmung Luftmassen aus den westlichen Mittelmeer nach Deutschland. Auch die +20 Grad ist wieder in Süddeutschland zu finden. Am Donnerstag kann der Trog zwar noch etwas nach Osten vorstoßen, nach Süden zu wird er aber von dem recht hohen Geopotenzial blockiert. Die dazugehörige Kaltfront kann nur auf Norddeutschland übergreifen. Auch wenn es keine direkten dynamischen Antriebe in Süddeutschland zu finden sind, können vor allem orografisch getriggert kräftige Gewitter entstehen. Auch die Scherung ist recht gut ausgeprägt, so dass in der schwül heißen Luftmasse ebenfalls das eine oder andere Unwettergewitter nicht ausgeschlossen werden kann. Am Freitag kommt die Kaltfront kaum südwärts voran, jedoch nähert sich vom Atlantik ein weiterer Langwellentrog, der sich mit bereits nach Osten abgezogenen Verbindet und in der erweiterten Mittelfrist einen umfangreichen Trog von Grönland über der Nordsee, europäischen Nordmeer und Nordeuropa erstreckt. Dieser Trogkomplex soll nach dem aktuellen IFS Lauf so stark sein, um gegen das Blocking in Südeuropa/Mittelmeer anzukommen. __________________________________________________________ Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs Am Montag soll die Kaltfront und damit auch die Gewitter etwas schneller nach Osten abziehen als im gestrigen 00 UTC Lauf. Nachfolgend stellt sich eine zonale und stabil geschichtete Westlage ein, bei der der Druckgradient in Norddeutschlandland (Wind-, Sturmlage) recht kräftig ist. Am Donnerstag ergeben sich größere Unterschiede, da ein neuer atlantischer Langwellentrog über Westeuropa abtropft und nicht mehr so heiße und feuchte Luftmassen vom Mittelmeer nach Deutschland geführt werden. Die Schwergewitterlage am Donnerstag ist nach dem aktuellen IFS Lauf zwar eher raus, in Süddeutschland gibt es aber weiterhin Anzeichen für schwere Luftmassengewitter. __________________________________________________________ Vergleich mit anderen globalen Modellen Im Gro stimmen die Globalmodelle mit der Vorhersage des IFS überein. Es gibt aber gerade am Donnerstag teils deutliche Unterschiede, wie und ob sich der Trog über Deutschland nach Osten verlagert. ICON und UK10 simulieren eine ähnliche Lage wie am kommenden Montag, GFS stützt eher die IFS Variante. GFS hat den Trog aber auch sehr weit nördlich simuliert. __________________________________________________________ Bewertung der Ensemblevorhersagen Bis einschließlich Dienstag ist der Spread recht eng, ab Mittwoch öffnet er sich deutlich. Der aktuelle IFS-Lauf ist bis Freitag eher am warmen Rand der Verteilung zu finden. Im Ensemble des GFS ist ein ähnlicher Verlauf zu finden. In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es im Zeitbereich 120 bis 168 h 5 Cluster, die alle eine positive NAO aufweisen. Der Operationelle und der Kontrolllauf sind mit 15 Membern in Cluster 1 zu finden. Generell unterscheiden sich die Cluster nicht stark, sie haben "nur" jeweils eine andere Version wie die Vorstöße der Tröge in die "zonale" umfangreiche Hochdruckzelle im Süden aussehen könnte. _________________________________________________________ Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen Gewitter: Am Montag in der Südosthälfte stark erhöhtes Risiko vor schweren Gewitterentwicklungen mit Starkregen, größerem Hagel und schweren Sturmböen, Nacht zu Dienstag rasch nachlassend. Im Norden kräftige Gewitter vor allem mit Sturmböen oder schweren Sturmböen. Ab Donnerstag sehr unsichere Lage, potenzial vor schweren Gewittern vor allem im Süden durchaus gegeben. Wind: Immer wieder starke bis stürmische Böen aus West, vor allem in der Nord- und Nordosthälfte. Ab Mittwoch wieder zunehmende Hitzebelastung. ________________________________________________________ Basis für Mittelfristvorhersage IFS, MOSMIX, EPS ________________________________________________________ VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher