S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Samstag, den 21.06.2025 um 10.30 UTC Ab Mittwoch Schwergewitterlage, Freitag Sturm. __________________________________________________________ Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 28.06.2025 In den allgemeinen synoptischen Strukturen ist quasi im gesamten Mittelfristbereich und auch weit darüber hinaus eine positive NOA zu beobachten. Südlich von ca. 49° Nord befindet sich sehr stabil eine umfangreiche und hochreichende Hochdruckzelle. Dem gegenüber steht nördlich von ca. 53° Nord eine ebenfalls recht stabile Zone niedrigeren Druckes. Insgesamt hat sich also eine sehr stabile zonale Westanströmung etabliert. Deutschland befindet sich genau zwischen diesen Zirkulationsgebilden, bei den immer abwechselnd das eine oder das andere die Vormachtstellung über Deutschland einnimmt. Zu Beginn der Mittelfrist am Dienstag befindet sich zum einen über Portugal ein Höhentief, weiterhin verlagert sich über Skandinavien ein umfangreicher und hochreichender Tiefdruckkomplex langsam ostwärts. Auch dessen Trogachse schwenkt im Vormittagsverlauf ostwärts ab. Der Druckgradient bleibt aber kräftig, so dass an den Küsten und auf den Bergen stürmische Böen auftreten, mit Tagesgang treten aber auch im Binnenland verbreitet Windböen auf. Gleichzeitig nähert sich vom Atlantik her eine Wellenentwicklung Westeuropa an, die am Tage rasch auch auf Deutschland übergreift. Dabei gelangen wieder wärmere Luftmassen nach Deutschland. Lagen Dienstag früh die 850 hPa Temperaturen zwischen 4 Grad im Norden und bis 12 Grad im Süden, so steigen diese bis zum Abend auf Werte zwischen 8 und 18 Grad an. Vorderseitig der Welle greift mehrschichtige Bewölkung auf West, später auch auf Ostdeutschland über, aus der es auch etwas regnen kann. Im äußersten Süden bleibt es unter Hochdruckeinfluss weiterhin freundlich und trocken. Dort können auch wieder um die 30 Grad erreicht werden. In der Nacht zu Mittwoch ist der Skandinavische Trog Richtung Finnland abgezogen und ein neuer Trog/Höhentief nähert sich vom Atlantik her Westeuropa an. Die Welle zieht ebenfalls ostwärts ab, wobei die Luftmassengrenze über Norddeutschland liegen bleibt. Am Mittwoch wölbt sich auf der Vorderseite des atlantischen Troges die südeuropäische Antizyklone über Westeuropa in Richtung Nordsee auf. Dabei gelangen vom westlichen Mittelmeer zunehmend heiße und feuchte Luftmassen nach Süddeutschland (T850 hPa bis 23 Grad). Bei teils wolkenlosem Himmel in Süden können Tagesmaxima bis 34 Grad erreicht werden. Entlang der Luftmassengrenze ist es stärker bewölkt, dort liegen die Tagesmaxima nur zwischen 22 und 26 Grad. Weiterhin verbindet sich der atlantische Trog mit dem Höhentief über der Iberischen Halbinsel, somit entsteht ein ausgeprägter Langwellentrog mit mehreren Randtrögen, der sich bis zum Löwengolf erstreckt. Auf dessen Vorderseite kommt es zu starken Vertikalbewegungen, bei der sich boddennah eine Tiefdruckrinne mit eingelagerter Konvergenz ausbildet. Die PPWs sind verbreitet zwischen 30 und 45 mm, die Scherung ist kräftig und auch MU-CAPE liegt weit über 1000 J/Kg. Somit werden alle Zutaten für eine Schwergewitterlage über Mitteleuropa angerührt. Bereits in der Nacht zu Donnerstag könnte die Konvergenz auf Deutschland übergreifen. Die zugehörige Kaltfront soll nach IFS am Donnerstag früh folgen. Am Donnerstag greift der Trog auf Mitteleuropa über, wobei auf der Rückseite wieder deutlich kühlere und trockenere Luftmassen advehiert werden. Die Konvergenz und die Kaltfront sollen bereits um die Mittagszeit nach Osten abziehen. Über dem Atlantik formiert sich aber bereits erneut ein Trog mit zugehörigen recht intensiven Bodentief (18 UTC mit 980 hPa) nördlich von Irland. In der Nacht zu Freitag soll der Ausläufer der kräftigen Zyklone auf Nordwestdeutschland übergreifen. Dabei könnte eine Sturmlage eingeläutet werden. Am Freitag füllt sich das Tief etwas auf und verlagert sich über Dänemark in Richtung Ostsee. Der Druckgradient verschärft sich, so dass im Norden und in der Mitte verbreitet stürmische Böen, in exponierten Lagen auch schwere Sturmböen auftreten können. Die dazugehörige Fontalzone zieht ebenso rasch ostwärts ab, wie sie gekommen ist. Jedoch greift der Trog nun auf Mitteleuropa über und sorgt im Norden für wechselhaftes und stürmisches Schauerwetter. Der Jet wird von dem Trog weit nach Süden ausgelenkt befindet sich mitten über Deutschland. In der Nacht zu Samstag trogt der Langwellentrog Richtung Ost-/Südosteuropa weiter aus, wobei sich die südeuropäische Antizyklone erneut über Westeuropa Richtung europäisches Nordmeer aufwölbt. Von Südwesten her stabilisiert sich das Wetter und Deutschland gelangt langsam wieder unter Hochdruckeinfluss. Am Samstag bleibt der umfangreiche Trog über Osteuropa erhalten, Deutschland befindet sich genau zwischen dem Trog und der Antizyklone über Westeuropa. In der erweiterten Mittelfrist kann dass Hoch auch auf Mitteleuropa übergreifen und es gelangen wieder wärmere Luftmassen nach Deutschland. __________________________________________________________ Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs Am Dienstag ist die Konsistenz sehr gut. Am Mittwoch werden im neuen Lauf etwas schneller die heißen Luftmassen aus Südwesteuropa angezapft. In der Nacht zum Donnerstag formiert sich anders als im gestrigen 00 UTC Lauf, aber wie im 00 UTC Lauf vom 19.06. wieder eine ausgeprägte Trogvorderseite mit vorlaufender Kaltfront und evtl. einer Konvergenz, bei der verbreitet mit einer Schwergewitterlage zu rechnen ist. Nachfolgend könnte es mit einer kräftigen Zyklogenese über dem Atlantik/ Nordsee zu einer Sturmlage am Freitag kommen. __________________________________________________________ Vergleich mit anderen globalen Modellen Die betrachten Globalmodelle simulieren bis Mittwoch etwa ein ähnliches Szenario. Wie aber der Langwellentrog das Höhentief über Südwesteuropa einfängt und nachfolgend auf Deutschland übergreift, simuliert jedes Modell etwas anders. Gerade das Timing und die Länge der Amplitude unterscheiden sich sehr stark. Auch das Sturmtief am Freitag wird zwar irgendwie von allen simuliert, aber mit deutlichen Unterschieden in der Intensität und Lage. __________________________________________________________ Bewertung der Ensemblevorhersagen In den Plumes ist der Spread bis etwas Mittwochmittag sehr eng, nachfolgend öffnet er sich sehr stark. Das gleiche Bild ist auch beim Ensemble des GFS zu erkennen. In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es im Zeitbereich 120 bis 168 Stunden 6 verschiedene Cluster, alle mit positiver NAO. Der Operationelle und der Kontrolllauf befinden sich mit 5 Membern in Cluster 6. Cluster 1 hat aber auch "nur" 11 Member. Andere Cluster simulieren teils eine deutlich stärkere Zyklogenese am Freitag, es bleibt spannend. Ansonsten werden die Tröge jeweils etwas anders simuliert, im Gro ändern sich aber nicht die großen Synoptischen Strukturen. _________________________________________________________ Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen Wärmebelastung: Am Mittwoch und Donnerstag besteht gebietsweise eine starke oder extreme Wärmebelastung. Gewitter: Ab Mittwochabend und am Donnerstag von Westen stark erhöhtes Risiko vor schweren Gewittern mit schweren Sturmböen, heftigen Starkregen und größerem Hagel. Sturm: Am Freitag im Norden und in der Mitte verbreitet stürmische Böen, gebietsweise auch Sturmböen aus Nordwest bis West wahrscheinlich. In exponierten Lagen auch schwere Sturmböen oder orkanartige Böen. ________________________________________________________ Basis für Mittelfristvorhersage IFS, EPS, MOSMIX ________________________________________________________ VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher