S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Dienstag, den 26.08.2025 um 10.30 UTC Wechselhaft mit gebietsweisen Regenfällen, teils auch Gewitter mit lokalem Starkregen, Unwetter nicht ganz ausgeschlossen. Meist noch mäßig-warm. __________________________________________________________ Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 02.09.2025 Die Hundstage sind vorbei, der meteorologische Sommer in wenigen Tagen gezählt und das Wetter schlägt entsprechend auch einen eher herbstlichen Weg ein. Sommerliches Wetter steht dagegen vorerst nicht mehr auf dem Plan. Nicht ganz unschuldig daran ist Ex-Hurrikan ERIN, der sich auf den langen Weg in europäische Gefilde gemacht hat und sich im Zusammenschluss mit einem Höhentief bei den Britischen Inseln in der ab Freitag beginnenden Mittelfrist für Mitteleuropa und Deutschland wechselhaftes und zunehmend kühleres Wetter ausgedacht hat. Am Freitag liegt Ex-ERIN als hochreichendes Zentraltief mit Zentrum über Schottland, Deutschland befindet sich auf der Vorderseite des zugehörigen Trogs in einer südwestlichen Strömung. Mit dieser wird feucht-labile Luft mit T850 hPa von 8 bis 13 Grad zu uns transportiert. Eine leicht antizyklonale Krümmung der Höhenströmung deutet aber auf eine vorübergehende Niederschlagspause hin, bevor zum Abend hin eine neue Kurzwelle auf Deutschland zusteuert und die feucht-labile Luft hauptsächlich durch PVA wieder zur vermehrten Konvektion über dem Westen Deutschlands anfacht. Am Samstag schwenkt der seine Wellenlänge verkürzende Randtrog nordostwärts über Mitteleuropa hinweg, womit das Konvektionsgeschehen auch den Osten erfasst. Derweil schickt das hochreichende Tief nun mit Zentrum zwischen Island und Schottland einen weiteren Randtrog an seiner südlichen Flanke auf den Weg. Er erreicht abends die Britischen Inseln und treibt eine Frontalwelle an, die als Reste des Ex-Hurrikan FERNAND zu identifizieren sind. Dessen Warmfront greift auf der diffluenten Vorderseite in den späten Abendstunden mit teils kräftigen Niederschlägen auf den Westen Deutschlands über. Am Sonntag wandert der neue Randtrog mit der zum Tief umfunktionieren Frontalwelle bereits vor die norwegische Küste und steuert die Frontalwelle über Deutschland hinweg ostwärts, im Südosten kommt sie allerdings ins Schleifen. Mit der Frontalwelle wird vorübergehend noch etwas wärmere Luft mit T850 hPa von 10 bis 14 Grad eingesteuert. Postfrontale Subsidenz und eine erneut leicht antizyklonale Höhenströmung hemmen die Konvektion der potentiell instabilen Luft vorübergehend. Im Nordwesten macht sich dagegen ein dritter, von den Britischen Inseln kommender Randtrog mit Konvektion bemerkbar, wobei es dort auch recht windig wird. Am Montag übernimmt das Tief vor der norwegischen Küste die Regie, während sich das ehemalige Zentraltief weiter westlich auffüllt. Im dort weiter bestehenden Langwellentrog wird neuerlich ein Randtrog (der vierte) nach Benelux gelenkt, wobei in Zufuhr feuchter, aber kühlerer Atlantikluft weitere Konvektion ausgelöst wird. Die T850 hPa sinken im Zuge dessen auf 6 bis 10 Grad. Am Dienstag schwenkt der Langwellentrog von den Britischen Inseln über uns hinweg, sodass auch an diesem Tag mit Konvektion zu rechnen ist. Mit T850 hPa von 5 bis 7 Grad wird es noch ein wenig kühler. In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch bleibt es im Einflussbereich eines neuen Trogs bzw. Tiefs bei den Britischen Inseln wechselhaft, wobei es etwas windiger wird. Einer vorübergehenden Erwärmung auf T850 hPa von 8 bis 14 Grad folgt mit Etablierung einer zonalen Strömung rasch wieder eine Abkühlung auf 6 bis 12 Grad. __________________________________________________________ Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs Im Prinzip kann dem EZMW in der Mittelfrist eine gute Konsistenz bescheinigt werden, da an den Grundmustern nicht groß gerüttelt wird. Unterschiede sind naturgemäß im Detail vorhanden, vor allem bezüglich des räumlich-zeitlichen Auftretens der Randtröge und deren Konsequenzen für das Wetter in Deutschlands. Der wechselhafte und allmählich auch leicht kühlere Wettercharakter wird aber von allen 3 Läufen seit gestern 0 UTC verfolgt. In der erweiterten Mittelfrist gibt es größere Differenzen beim neuen Trog/Tief bei den Britischen Inseln. Der neueste Lauf von heute 0 UTC zeigt dabei etwas mehr Wind an als die beiden gestrigen Läufe. __________________________________________________________ Vergleich mit anderen globalen Modellen ICON bewegt sich meist im Fahrwasser des EZMW und kann daher keine neuen Ideen einbringen. Beim GFS hingegen ist der am Dienstag durchziehende Langwellentrog nur als Kurzwelle zu sehen, während sich gleichzeitig ein neues hochreichendes Tief nordwestlich der Britischen Inseln formiert. Das ändert zwar am eigentlichen Wettercharakter zunächst wenig, ab Mittwoch werden Tiefdruckgebiete aber nördlicher nach Osten gelenkt, sodass es nicht ganz so windig werden soll wie nach EZMW. Die KI-Modelle haben auch keine anderen Ideen und sind größtenteils nahe am EZMW. Ab Mittwoch gibt es jedoch Variationen bezüglich des neuen Trogs bei den Britischen Inseln, die GFS-Variante ist allerdings bei keinem zu sehen und daher wohl nur eine Außenseiterlösung. __________________________________________________________ Bewertung der Ensemblevorhersagen RAUCHFAHNEN: Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles bestätigen im Großen und Ganzen den Hauptlauf. Die Kurven zeigen meist einen engen Verlauf mit einem gut im wohldefinierten Median eingebetteten Hauptlauf. Ab Dienstag treten größere Diskrepanzen auf, sodass die Vorhersage ab dann etwas unsicher wird. Vor allem der Wärmeeinschub am Mittwoch/Donnerstag ist noch nicht belastbar, was auf unterschiedliche Modellierung der Zugbahn und Stärke eines möglichen Sturmtiefs hindeutet. CLUSTER: Volle 6 Cluster werden für Sonntag 0 UTC bis Dienstag 0 UTC benötigt, um die Unsicherheiten im Ensembleraum abzudecken (Regimedominanz bei NAO- und NAO+). Für Deutschland ergeben sich keine neuen Erkenntnisse, da die Cluster alle recht ähnlich aussehen. Von Mittwoch 0 UTC bis Freitag 0 UTC werden 3 Cluster ausgegeben (weiterhin nur NAO- und NAO+). Alle haben zwar einen Langwellentrog bei den Britischen Inseln in petto, dieser ist aber deutlich unterschiedlich konfiguriert mit teils größeren Auswirkungen auf unser Wetter. Somit ist die Vorhersage ab Mittwoch mit großen Unsicherheiten behaftet. FAZIT: Wechselhaftes Wetter ist in der Mittelfrist garantiert, trockene Phasen sind nur vorübergehender Natur. Dabei wird die Einbindung des Ex-Hurrikan ERIN als Zentraltief und des Ex-Hurrikans FERNAND als Randtief/Frontalwelle mittlerweile recht übereinstimmend gerechnet. Die Temperaturen bewegen sich meist noch im mäßig-warmen Bereich. Ab Mittwoch kommender Woche nehmen die Unsicherheiten zu, von Westen kündigt sich aber erneuter Trogeinfluss an. _________________________________________________________ Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen DAUERREGEN: Am Montag an den Alpen Dauerregen mit 30 bis 50 l/qm in 24 Stunden gering wahrscheinlich. GEWITTER: An allen Tagen der Mittelfrist gebietsweise einzelne Gewitter, aufgrund recht hoher PPWs lokal mit Starkregen oder stürmischen Böen Bft 8. Am Sonntag etwas erhöhtes Potenzial für Starkregen, Sturmböen Bft 9 und Hagel, lokal Unwetter bezüglich Starkregen nicht ausgeschlossen. WIND: Am Sonntag an den Küsten vereinzelt stürmische Böen Bft 8. ________________________________________________________ Basis für Mittelfristvorhersage MOSMIX, EZMW, EZMW-EPS ________________________________________________________ VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler